Digitalisierung in der Logistik
Der digitale Durchblick in der Supply Chain nimmt zu
Die Zeiten träger Märkte in der Logistik scheinen vorbei. Durch zahlreiche, aktuelle Störungen der Lieferketten und der mitunter hohen Fluktuation in den Auftragslagen besteht Handlungsbedarf. Ein Schlüsselfaktor besteht in der Entwicklung innovativer Geschäftsmodelle. Denn Fakt ist, Digitalstrategien gehören in den Unternehmen heute wie selbstverständlich dazu.
Warum es sich lohnt, die Lieferkette zu transformieren:
Vernetzt, immer online und stets gut informiert – Kunden sind anspruchsvoll. Hochwertige, individualisierte Produkte sollen in immer kürzeren Zeiträumen geliefert werden. Für Unternehmen, die diesen Marktanforderungen gerecht werden wollen, ist die Frage nach Optimierung in der Lieferkette unumgänglich. Die Logistik entwickelt sich somit zu einem kritischen Unterscheidungsmerkmal. Eine rechtzeitige und genaue Lieferung ist unerlässlich in Bezug auf Kundenorientierung und Produkterlebnis. Von den Dienstleistern des drittgrößten Wirtschaftsbereichs des Landes wird Flexibilität erwartet.
Gleichzeitig steht die Logistik durch aktuelle Krisen, wie zum Beispiel den Ukraine-Krieg oder Knappheiten an Waren, Rohstoffen und Energieträgern, vor enormen Herausforderungen. Auch die Corona-Folgen und der Fachkräftemangel wirken sich weiter auf die internationalen Lieferketten aus. Die Krisenherde verlangen nach Lösungen. Digitalisierung, Automatisierung und autonome Transportsysteme werden da immer wichtiger.
Immerhin gibt es in der Logistik ein großes Potenzial, Prozesse zu automatisieren und zu digitalisieren. Ein signifikanter Teil standardisierter Arbeiten, wie etwa Buchungs- und Rechnungsprozesse, Reklamationen, große Teile der Kommunikation oder Frachtpapiere könnte wegfallen. Die so frei werdenden Mitarbeitenden könnten dort eingesetzt werden, wo es auf die Talente der Menschen ankommt. Etwa um Lösungsideen anzubieten für den Umgang mit komplexen, unvorhersehbaren Ereignissen, für die noch kein Wissen konserviert ist – wie Kriege, Pandemien, Rohstoff- und Energiekrisen.
Zwar kämpft die Logistik-Branche seit Jahren mit knappem Personal. Von denen, die sich für diesen Berufszweig entschieden haben, blickt der Großteil jedoch positiv in die Zukunft. 82,5 Prozent der Logistik-Azubis zeigen sich trotz der vielen Unsicherheiten auf der Welt, von denen ja auch die Logistik stark betroffen ist, hinsichtlich ihrer Aussichten optimistisch. Dies ist eines der Kernergebnisse einer Umfrage über die Zukunft der Ausbildung in der Logistik, die von der Logistik-Initiative Hamburg (LIHH), der Bremischen Logistik- und Hafenvertretung (BHV), der NBS Northern Business School und den LogistikLotsen der Metropolregion Nordwest unter 130 Azubis aus verschiedenen Logistik-Berufen im Herbst 2022 durchgeführt wurde.
In Bezug auf die Digitalisierung sehen viele allerdings noch Luft nach oben. 57 Prozent der befragten Azubis sprachen sich dafür aus, den digitalen Schlüsselkompetenzen in den Unternehmen und Berufsschulen mehr Bedeutung zukommen zu lassen. „Digital Leadership wird zunehmend die Zukunftsfähigkeit der Logistikunternehmen bestimmen und auch im Wettbewerb um Nachwuchskräfte zum zentralen Kriterium werden“, meint Sven Hermann, Mitinitiator der Erhebung und Professor für Logistik und Supply Chain Management an der NBS Northern Business School. Für die Befragten spielt der Faktor Gehalt bei der Entscheidungsfindung auch nur eine untergeordnete Rolle. Viel wichtiger seien immaterielle Aspekte wie Wertschätzung, Respekt, Work-Life-Balance oder der Umgang mit Trendthemen wie Prozessoptimierung, Nachhaltigkeit und Digitalisierung.
„Immer noch deutlich Luft nach oben, insbesondere für kleinere Betriebe“, sieht auch die Logistikstudie 2022 „Digitalisierung in Supply Chains”. Gerade wenn es um innovative Tools geht, die für die Lieferketten relevant sein könnten, deren Potenziale aber nicht oder nur unzureichend erkannt werden. Laut der Umfrage, die vom Bundesverband Materialwirtschaft, Einkauf & Logistik (BME) und der HS Fulda unter 210 Führungskräften aus Einkauf, Logistik und Supply Chain Management durchgeführt wurde, kommt die Digitalisierung der Supply Chains in den Unternehmen des DACH-Raums dennoch weiter voran. So wollen mehr als die Hälfte der befragten Betriebe innerhalb der nächsten fünf Jahre innovative Digitalisierungstechnologien wie Clouds, APIs, Big Data Analytics, Roboter, Automatisierung, Künstliche Intelligenz und das Internet of Things für sich nutzen. „Bei Clouds und APIs sowie Big Data Analytics planen dies sogar mehr als drei Viertel der Studienteilnehmenden“, so die BME-Hauptgeschäftsführerin Helena Melnikov. „Mit Blick auf den Einsatz der […] abgefragten Technologien berichteten uns die meisten Unternehmen über ihre zumeist positiven Erfahrungen“, meinte auch Carsten Knauer, BME-Leiter Sektion Logistik. „Die neuen digitalen Anwendungen trügen dort vor allem zu Kosteneinsparung, Zeitgewinn und Qualitätsverbesserung bei.“ Interessant sei dabei auch, dass das Erkennen der Vorteile des Einsatzes digitaler Technologien in den Lieferketten der bei Weitem größte Treiber mit einem Zuwachs von fast 60 Prozent seit der Erhebung aus dem Jahr 2019 sei.
Die Studie ’’Digitalisierung in der Logistik 2022”, welche von der Digital-Spedition Yolda im Dezember 2022 veröffentlicht wurde, kommt zu ähnlichen interessanten Ergebnissen:
- 91 Prozent der Lieferanten sind demnach mit ihren Logistikunternehmen zufrieden
- 5 von 10 Unternehmen nutzen eine digitale Logistikplattform
- 51 Prozent der Branchenführer nutzen eine digitale Logistikplattform
- 8 von 10 Logistikunternehmen sehen die Digitalisierung als Chance
- 70 Prozent sind mit den Digitalisierungsinitiativen in der Logistik zufrieden
Für die Vorreiter in der Logistik bedeutet die Digitalisierung laut der Studie vor allem Online-Preisgestaltung, Kostenreduzierung durch intelligentes Kapazitätsmanagement und Online-Lieferantensuche. Die größten Vorteile der digitalen Logistik werden in Kosteneinsparungen (80 Prozent), der Verkürzung langer Lieferketten (78 Prozent) und in der Reduzierung der operativen Arbeitsbelastung (71 Prozent) gesehen. Prozessoptimierung erwartet man sich in Form von verkürzten Geschäftsprozessen (78 Prozent), Einsparungen (74 Prozent), mehr Agilität (74 Prozent), Wettbewerbsdifferenzierung (70 Prozent) und geringerer Arbeitsbelastung (65 Prozent)
Fazit: Die Verwerfungen der Lieferketten und der Mangel an Fach- und Nachwuchskräften stellen die Logistik vor enorme Herausforderungen. Noch immer besteht in der Branche ein hoher Image-Bedarf, um neue Beschäftigte zu gewinnen. Es ist daher wichtig zu erkennen, dass sich Berufsbilder ändern. Der Bezug zu Digitalisierungs-Themen ist deutlich stärker in diesen Berufsbildern zu verankern. Generell ist dringlich zu empfehlen, sich möglichst umfassend mit Digitalisierungs-Technologien auseinanderzusetzen. Digitalisierung, Automatisierung und autonome Transportsysteme werden immer wichtiger, um die Risiken einer zunehmenden Verknappung von Transportkapazitäten und die begrenzte Verfügbarkeit von Fahrern und Fachkräften auszugleichen. Gefragt sind innovative Geschäftsmodellen wie Plattformen und Automatisierungslösungen, um die Herausforderung in der Logistik zu bewältigen – und die Ressource Mensch bestmöglich einzusetzen.
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