Zwischen Winterblues und Frühlingserwachen
Prognose: Entwicklung der Logistikbranche in 2021
Es war ein groteskes Jahr – das abgelaufene 2020. Mit vielen Tiefschlägen, aber auch positiveren Momenten. Bedeutsam war z.B., dass in der Krise aus dem Kostenfaktor Logistik urplötzlich ein systemrelevanter Erfolgsfaktor wurde. Nun ist ein neues Jahr da. Und mit ihm viel neue Ideen, Impulse und Chancen. Aber auch Herausforderungen und Aufgaben. Die große Frage lautet: Stehen die Zeichen für 2021 auf Hoffnung oder doch eher auf Skepsis? Geht es wieder aufwärts? Was 2021 auf die Logistik zukommt.
2020 war ein äußerst turbulentes Jahr für die Logistik. Doch auch 2021 verspricht, spannend zu bleiben. Nach diesem herausfordernden 2020 stellt sich die Branche nun umso mehr für die Zukunft auf. Auf die Logistik wirken gleichzeitig herausfordernde wie treibende Impulse. Nachhaltigkeit, transparente Lieferketten, Ultrakalt- und Tiefkühlketten, Automatisierung und vollständige Vernetzung, Last-Mile-Logistik und Arbeitsbedingungen sind da nur der Anfang. Das letzte Jahr hat gezeigt, wie wichtig es sein wird, sich zunehmend auf neue Technologien zu konzentrieren, um mit den Entwicklungen der Industrie und anderer Branchen Schritt zu halten. 2020 war wild, hatte Höhen wie Tiefen. Welche Entwicklungen werden 2021 prägen?
Der Blick auf das Logistik-Jahr 2021 ist logischerweise auch weiterhin von der Corona-Krise geprägt. Klar, der neuerliche Shutdown vor Weihnachten verpasste der deutschen Wirtschaft und den Unternehmen, die sich im Spätherbst endlich wieder erholten, sicher einen großen Dämpfer. Mit der Folge, dass das Ifo-Institut in den Wochen vor und nach Weihnachten eher skeptisch auf 2021 blickte. Die Konjunkturforscher senkten ihre Prognose für das Wachstum des deutschen Bruttoinlandsprodukts fürs Jahr 2021 von 5,1 auf 4,2 Prozent: “Wegen des neuerlichen Shutdowns bei uns und in anderen Ländern verschiebt sich die Erholung nach hinten”, sagte Timo Wollmershäuser, Leiter der Ifo-Konjunkturforschung. Auch die deutschen Logistiker blickten der monatlichen Erhebungen zum Logistik-Indikator zufolge, welche das Ifo-Institut im Auftrag der Bundesvereinigung Logistik durchführt, wieder etwas negativer ins neue Jahr. Vom im dritten Quartal geäußerten Optimismus war erstmal nicht mehr viel übrig.
Es gibt allerdings auch hoffnungsvolle Signale für die Transportbranche. Wirtschaftsforscher zeigen sich zuversichtlich, dass 2021 ein Wendejahr wird und die Konjunktur wieder anzieht.
Aus der Branche selbst kommen ebenso positive Signale. Das Bundesamt für Güterverkehr (BAG) vermeldet, dass die vom BAG befragten Unternehmen aus dem Straßengüterverkehr aktuell überwiegend von einer saison-üblichen bis guten Auftragslage berichten. Dazu passt, dass auch die Transportpreise derzeit wieder leicht anziehen, wie aus aktuellen Zahlen des VR-Index zum vierten Quartal 2020 sowie auch aus weiteren ähnlichen Indices hervorgeht.
Ähnlich sehen die Ergebnisse des letzten Treffen der Logistikweisen aus. Der Expertenkreis rechnet mit Wachstum im Wirtschaftsfeld. Beim Herbsttreffen im September diskutierte das Expertengremium über die Einflussfaktoren, die die Entwicklungen der Logistik im Jahr 2021 prägen werden, und sprach dabei auch Handlungsempfehlungen für die Politik aus, um die führende Position der deutschen Logistik zu sichern. Hierbei prognostizierten sie auch das Wachstum des Geschäftsfelds: Nominal rechnen die Logistikweisen mit einem Anstieg von 4,0 bis 4,8 Prozent zum Vorjahr. Eingeflossen sind die Entwicklungen der Weltwirtschaft und die Auftragslage bzw. Produktionsmengen, Konsumausgaben, Kostenelemente und Preise.
Bei den relevantesten Einflussfaktoren für die Entwicklung der Logistik für 2021 rechnen die Logistikweisen damit, dass die politischen Maßnahmen zur Eindämmung der Corona-Krise weiter Bestand haben. Neben weiteren punktuellen Einschränkungen verhindere zudem die anhaltende Verunsicherung einen deutlich dynamischen Aufschwung. Marktkonzentrationen, Insolvenzen und Konsolidierungen werden zu verzeichnen sein. Auch weisen die Experten darauf hin, dass die Kurzarbeit die reale Arbeitslosigkeit verdeckt. Während einzelne Wirtschaftszweige wie Automobilindustrie oder Maschinenbau gravierende Probleme haben, wachsen Einzelhandel und E-Commerce überproportional. Dies schlägt sich widersprüchlich auf Logistik-Kennzahlen wie Transport-, Warehousing- und IT-Kosten und Sendungsmengen oder Logistik-Margen nieder. Gewaltige Bedeutung komme der zunehmend geforderten wie geförderten Digitalisierung und der Nachhaltigkeit zu, die immer mehr zum „Leitstern“ werde.
Zentrale Handlungsempfehlung für die Politik ist u.a., grenzübergreifend und beschleunigt in digitale und analoge Infrastrukturen zu investieren. Auch gilt es, auf Innovationen zu setzen, um den Standort Deutschland zu sichern und die Wettbewerbsfähigkeit der Unternehmen zu steigern. Die Eindämmung des Klimawandels sei unerlässlich. Hier müsse der Gesetzgeber Grundlagen für planbare Entscheidungen installieren. Insgesamt rechnen die Logistikweisen mit einer langsamen Erholung der Logistik. Um die Logistik zu unterstützen, bedarf es einer Ausbildungsoffensive gegen Fachkräftemangel plus gezieltere Förderung von Unternehmen. Die Wichtigkeit sollte verdeutlicht werden, indem die Logistik zum zentralen Schwerpunkt im Verkehrsministerium gemacht wird. Außerdem sei ein Logistik-Think-Tank zu etablieren.
Das neue Jahr wird sicher auch ein Entscheidungsjahr in der Logistikbranche. Wohin in den verschiedenen Bereichen die Reise geht, wird sich in 2021 zeigen. Deutsche Unternehmen sollen etwa Mitverantwortung für die Einhaltung sozialer und ökologischer Mindeststandards in den Lieferketten tragen. Die Logistik will dies u.a. mittels Lieferketten-Gesetz regeln. Ein zentrales Trendthema, das Wirtschaft, Logistik und Gesellschaft in den kommenden Jahren und Jahrzehnten beschäftigen wird, ist der Klimaschutz. Interessant wird sein, was das für Güterverkehr und grüne Logistik konkret bedeutet, wie sich die Nutzfahrzeugindustrie darauf einstellt, welch gewaltige Transformation und Neuerungen für Transport- und Logistikpartner damit anstehen. Die Logistik bleibt weiterhin auch Wachstumsbranche. Der Wandel von der Supply Chain zur Circular Supply Chain wird Thema sein, Stichwort neue Kreislaufwirtschaft, und welche neuen Geschäftsfelder dadurch den Dienstleistern in Transport, Spedition, KEP und Logistik winken. Auch wird die Logistik von morgen deutlich komplexer – und somit auch teurer. Mit KI, Big Data & Co. winken aber neue Lösungen, die helfen werden, die Kosten zu senken. Künftig werden vermehrt Mitarbeiter vom Homeoffice arbeiten, auch in der Logistik. Das verlangt neue Instrumente wie die Arbeitswelt und digitale Führung künftig funktioniert. Das Who is Who der Logistik 2021 bietet ausführliche Autorenbeiträge zu diesen Themen.
Die Logistikbranche wurde im Jahr 2020 vor eine Reihe von Herausforderungen gestellt, wie z.B. Grenzschließungen oder Produktionsstopps. Die soziale Verantwortung der Logistik ist nicht zu unterschätzen – und wird die Branche auch für die nächsten Jahre beschäftigen. Der Fokus für 2021 liegt entsprechend auf Innovation, sozialer und ökologischer Verantwortung.
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